ENGEL MEINES HERZENS
Ludwig van Beethoven und die unsterbliche, ferne, unbekannte Geliebte
Thema mit Variationen
Von und mit Jovita Dermota, Textauswahl
Die Beziehung zwischen Ludwig van Beethoven und Josephine von Brunsvik ist rätselhaft und beschäftigt die Phantasie seit 200 Jahren.
Die vielfältigen Verbindungen Beethovens zu Frauen und sein immer wieder geäußerter Wunsch nach Bindung, werden von ihm zugleich lebenslang konsequent unterwandert. Die über Jahre andauernde, mehr oder weniger verborgen gehaltene Liebe zu Josephine von Brunsvik jedoch verlässt Beethoven, als ständig pochender Gefühlsstrom, nie.
Dieses Spiel mit dem Feuer stellt sich als eine Projektionsfläche für unerfüllbare Sehnsüchte dar.
Standesgrenzen waren, ohne in gesellschaftliche Ächtung zu verfallen, unüberwindbar und konnten, vor allem für Frauen, bis zur Vernichtung von Lebensentwürfen führen.
Die Begegnungen der beiden verlaufen unter den Augen der Gesellschaft zuerst regelkonform, später heimlich, dramatisch, verzweifelt und zunehmend voll von Chiffren. Die tragische Fallhöhe von Josephines Leben begleitet Beethoven aus zunehmender Entfernung wohl bis zum Schluss. Nach ihrem Tod gab es von Seiten der Familie Brunsvik zwar penible Versuche, sämtliche Briefe und Tagebücher, die in vermutetem Zusammenhang mit der Beziehung zu Beethoven standen, zu vernichten, trotzdem erschienen immer wieder und immer genauere Arbeiten zu diesem Thema. Den letzten Schleier der Vermutungen vermögen sie jedoch nicht zu zerreißen …
Das Leseprogramm versucht mit originalen Zitaten und Briefstellen, den Blick in eine weithin verborgene Seelenlandschaft zweier Charaktere, mit widersprüchlichen Strukturen zu werfen.
Josephine Brunsvik, verwitwete Gräfin Deym, verheiratete Baronin von Stackelberg
1779 (Preßburg) - 1821 (Wien)
Josephine lernte Beethoven mit 20 Jahren, kurz vor ihrer ersten Eheschließung kennen. Der Kontakt zu ihm dürfte während ihrer ganzen Lebenszeit durchgehend bestanden haben. Vier Kinder stammten aus der kurzen Ehe mit dem wesentlich älteren Grafen Joseph von Deym, während sich ihre zweite mit dem baltischen Baron von Stackelberg von Anfang an unglücklich gestaltete. Aus dieser Verbindung gingen drei weitere Kinder hervor. Josephine starb mit 42 Jahren verarmt in Wien.
Videomitschnitt vom 16.10.2020 in der Mediathek des Alfred Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald